Die industrielle Landwirtschaft hat gravierende Auswirkungen auf die Umwelt und steht im Zentrum vieler globaler Probleme. Die Ausgangslage ist für den aufmerksamen Zeitungsleser seit Jahrzehnten bekannt.
Die in der industriellen Landwirtschaft genutzten Methoden tragen zu den bestehenden Problemen bei. Der Grundansatz der industriellen Landwirtschaft, die Steuerung natürlicher Vorgänge durch chemische und mechanische Methoden, stellt dabei den Ansatzpunkt zu einer Veränderung dar.
Sehr eindringlich zusammengefasst ist die Situation im Report des Ministeriums für Naturschutz: „Bioökonomie im Lichte der planetaren Grenzen und des Schutzes der biologischen Vielfalt“ von Joachim H. Spangenberg im Auftrag des BfN.
Deshalb hier im Weiteren nur eine kurze Erinnerung an die Auswirkungen und Ursachen, die diesen bestehenden Herausforderungen zugrundeliegen.
Ökologische Herausforderungen
Die ökologische Betrachtung unseres Handelns in der Welt ist in unserer Zeit unbedingt notwendig. Dürren, Starkregenereignisse und auch das Artensterben sind nicht mehr zu übersehende Warnzeichen, dass unser Handeln den Planeten Erde in einen anderen, für unser eigenes Überleben ungeeigneten Zustand bringt.
Erderwärmung und Klimawandel
Die Landwirtschaft ist einer der Hauptverursacher von Treibhausgasemissionen. Durch Abholzung und intensive Bodennutzung wird CO₂ freigesetzt, und die Verwendung fossiler Energie für Maschinen und Düngerproduktion verstärkt die Klimakrise. Zudem sind die Änderungen des Wasserkreislaufs für eine weitere Steigerung der Erderwärmung verantwortlich.
In Brandenburg sind die Temperaturen seit der Industrialisierung bereits um 1,7°C gestiegen, was Dürren, extreme Wetterereignisse und Ernteverluste zur Folge hat. Neben der direkten Emission verursacht die Landwirtschaft auch indirekt klimaschädliche Effekte, etwa durch die wendende Bodenbearbeitung, die Humusabbauend wirkt.
Bodenprobleme: Erosion und Humusverlust
Jedes Jahr verliert die Menschheit etwa zehn Millionen Hektar fruchtbaren Boden. Durch Bodenbearbeitung wird das Bodenleben in der wertvollen Humusschicht zerstört, was die Stabilität und Fruchtbarkeit der Böden beeinträchtigt. Mechanische Bearbeitung und der Einsatz von Chemikalien verschlimmern diese Probleme. Zudem werden die Böden mit den Starkregenereignisse und Dürren, die aufgrund des Klimawandels auftreten zusätzlich erodiert. Der Verlust an Humus schwächt die Landwirtschaft dauerhaft.
Böden, die reich an Humus und an Bodenleben sind, speichern Wasser besser, widerstehen Erosion, wirken als CO₂-Senken und unterstützen die Pflanzengesundheit.
![](https://waldgartenkonzept.de/wp-content/uploads/2023/05/2022-01-01-15_06_57-Kopie-von-20211207_ccc_vortrag_Kurzfassung-Google-Praesentationen-1024x576.jpg)
Die industrielle Landwirtschaft reduziert Lebensräume für Tiere und Pflanzen, um für die Maschinen geeignete Umgebungen zu schaffen. Das Artensterben schreitet schneller voran als selbst in extremen Szenarien vorhergesehen. Insbesondere das Insektensterben, verursacht durch Pestizide und monotone Agrarflächen, bedroht die Stabilität ganzer Ökosysteme. Dabei sind Ökosystemleistungen wie Bestäubung oder Bodengesundheit essenziell für die Landwirtschaft selbst.
Aber auch die Weiterentwicklung der modernen Medizin ist von dem vielfältigen Bestand an mit uns auf dem Planeten lebenden Arten abhängig.
Biodiversitätsverlust
Die industrielle Landwirtschaft reduziert Lebensräume für Tiere und Pflanzen, um für die Maschinen geeignete Umgebungen zu schaffen. Das Artensterben schreitet schneller voran als selbst in extremen Szenarien vorhergesehen. Insbesondere das Insektensterben, verursacht durch Pestizide und monotone Agrarflächen, bedroht die Stabilität ganzer Ökosysteme. Dabei sind Ökosystemleistungen wie Bestäubung oder Bodengesundheit essenziell für die Landwirtschaft selbst.
Aber auch die Weiterentwicklung der modernen Medizin ist von dem vielfältigen Bestand an mit uns auf dem Planeten lebenden Arten abhängig.
Biodiversitätsverlust bedroht unser eigenes Überleben.
![](https://waldgartenkonzept.de/wp-content/uploads/2024/12/World-Wildlife-Fund-Biodiversitaetsrueckgang-weltweit.jpg)
Ökonomische Herausforderungen
Die industrielle Landwirtschaft ist von hohen Kosten und geringen Gewinnen geprägt. Die für den Ertrag notwendigen Aufwendungen für Betriebsmittel wie Dünger und Pestizide nehmen stetig zu.
Kapitalintensive Landwirtschaft
Ein Arbeitsplatz in der chemisch-mechanischen Landwirtschaft erfordert Investitionen von 610.000 € (Stand 2019). Moderne Maschinen treiben die Kosten in die Höhe. Zudem steigen die Kosten von landwirtschaftlicher Fläche ständig an.
Gleichzeitig erfordert der Erhalt der Erntemengen in der industriellen Landwirtschaft einen immer höheren Düngemittel- und Pestizideinsatz , was die Abhängigkeit von sich stetig verteuernden Rohstoffen weiter verstärkt.
Abhängigkeit von Subventionen
Rund die Hälfte des Einkommens vieler Betriebe in Deutschland stammt aus Agrarförderungen. Diese Abhängigkeit macht langfristige Planungen schwierig und untergräbt die Stabilität der Betriebsführung.
Die in den Förderrichtlinien festgeschriebene Bearbeitungspflicht von Blühflächen, deren Nichtbearbeitung gleichzeitig durch Förderung unterstützt wird, zeigt die Wiedersinnigkeit beispielhaft.
Hohe Investitionen und die damit einhergehende Verschuldung sowie Förderkriterien zwingen Landwirte oft, umweltschädliche Anbauweisen beizubehalten.
Wachse oder weiche:
Das System der industriellen Landwirtschaft bedingt eine immer größere Mechanisierung der landwirtschaftlichen Betriebe. Diese müssen immer größer werden, was das bäuerliche Handwerk immer weiter verdrängt. Der dadurch bedingte Druck auf die Produktionskosten reduziert die Anzahl der Betriebe systematisch seit Jahrzehnten.
Dies führt zur „Flucht in die Größe“, da mit den auf einer kleinen Fläche erzielbaren kleinen Gewinnen kaum mehr die Fixkosten eines Betriebes zu decken sind. Diese werden bei größeren Flächen trotz ökonomischer Minimalerträge besser abgedeckt. Der Satz „wachse oder weiche“ ist direkter Ausdruck dieser Entwicklung.
Dieser EU-weite Tendenz ist auch in Deutschland klar zu beobachten.
![Grafik mit einer Übersicht über die Entwicklung der Anzahl der Höfe (abnehmend) und die Entwicklung der von einem Landwirt versorgten Menschen (zunehmend) vom Jahr 1950 - 2030. Die Arbeitskräfte in der industriellen Landwirtschaft nehmen gleichzeitig stark ab.](https://waldgartenkonzept.de/wp-content/uploads/2024/12/133950532_399653297792224_7108628281440774098_o-1024x747.jpg)
Durch großflächigere Betriebe werden auch immer mehr Landschaftselemente zugunsten der Bewirtschaftung verdrängt – jedoch erhalten gerade kleinteilige Strukturen die überlebenswichtige Biodiversität.
Der Versuch, die komplexen Lebensvorgänge ökologischer Systeme mittels chemischer Mittel von außen zu steuern wurde zu einem Wettlauf mit der Anpassungsfähigkeit der Natur – und kann als gescheitert betrachtet werden. Die Schäden sind massiv – und teuer, denn der Einsatz der „Pflanzenschutzmittel“ ist ökologisch, und auch ökonomisch teuer. Ein Betrieb setzt etwa genau so viel Geld für vorbeugende Spritzmittel ein wie sein potentieller Gewinn beträgt, sofern die Ernte sehr gut ausfällt. Wird nicht gespritzt, läuft er Gefahr schnell in die Verlustzone zu geraten, wenn sein Anbausystem auf die chemische Bekämpfung von Schädlingen angewiesen ist. Trotzdem wird ein guter Teil der Ernte doch durch Insekten, Pilze und andere „Schädlinge“ zerstört.
Die Gewohnheit, Naturzusammenhänge chemisch – mechanisch zu „regeln“ hat unübersehbar negative Konsequenzen.
Soziale Herausforderungen
Die Belastungen in der Landwirtschaft haben erhebliche Auswirkungen auf die Menschen.
Verschuldung und Druck
Viele Landwirte stehen unter erheblichem wirtschaftlichen Druck. Ein Arbeitsplatz in der chemisch-mechanischen Landwirtschaft erfordert Investitionen von 610.000 € (Stand 2019). Die durchschnittliche Verschuldung liegt bei 1.700 € pro Hektar, und die Suizidrate unter Landwirten ist alarmierend hoch. In nur 10 Jahren haben dessen Verbindlichkeiten um 25 Prozent zugenommen .
Die Spirale der Verschuldung bindet die Landwirte an die gegebene bzw. einmal gewählte Wirtschaftsweise. In seinen täglichen Arbeiten eingespannt, hat er so keine Energie für eine Änderung, meist noch nicht einmal Zeit, um sich ausgiebig über Alternativen zu informieren. Seine Kinder wenden sich ab.
Diese seit vielen Jahrzehnten und weltweit zu beobachtende Entwicklung führt zu einer hohen Substanzabhängigkeits- und Selbstmordrate unter Landwirten .
In Deutschland scheidet jeder fünfte Landwirtin aus psychischen Gründen aus dem Beruf aus. Hohe Schulden, kombiniert mit unsicheren Einnahmen, treiben viele in existenzielle Krisen.
Hofnachfolge
Gerade kleine Betriebe von ca. 4 Hektar, die in Brandenburg 30 % der Höfe ausmachen, können vom Ertrag ihrer Flächen in der industriellen Landwirtschaft nicht leben. Hier ist die nebenberufliche Bewirtschaftung wenig attraktiv und wird spätestens von der Nachfolgegeneration meist aufgegeben. Die Flächen werden dann verpachtet oder verkauft, die überlebenden Betriebe werden immer größer und energieintensiver. Spoiler: mit einem Waldgartensystem können diese kleinen Betriebe wirtschaftlich rentabel betrieben werden.
Gesellschaftliche Folgen
Mit dem Rückgang kleinerer Betriebe geht wertvolles Wissen über nachhaltige Bewirtschaftung verloren. Dies bedroht die regionale Unabhängigkeit und Ernährungssouveränität. Zusätzlich verlieren ländliche Regionen kulturelle Identität und wirtschaftliche Stabilität.
Die Entfremdung der Stadtbewohner von der Nahrungsmittelproduktion bringt vielfältige Zivilisationskrankheiten mit sich, so bspw. der auf Gewohnheiten beruhende, in Deutschland übersteigerte und schon deswegen ungesunde Fleischkonsum. Wir produzieren auf einem wesentlichen Teil der Agrarfläche Tierfutter, auf einem weiteren wesentlichen Teil Pflanzen, die für einen kleinen Anteil der Versorgung unserer Autos genutzt wird. Beides ist ökologisch bedenklich und ökonomisch fragwürdig.
Die Probleme der Massentierhaltung (Treibhausgas wie Methan, Stickstoff einerseits, ethische und gesundheitliche Probleme anderseits), der heutigen industriellen Nahrungsmittelproduktion und der verfehlten Mobilitätsplanung werden wie selbstverständlich auf die Gesellschaft abgewälzt: Wasserverschmutzung, Bodenverschmutzung, Treibhausgas und Klimawandel, Gesundheitskosten etc. müssen gesellschaftlich getragen werden.
Würden diese Kosten einberechnet („True Cost Accounting“), wären viele Produkte und Dienstleistungen für viele wohl unbezahlbar. Aktuell tragen „wir alle“, unsere Nachkommen und Menschen aus unbeteiligten Weltgegenden die Kosten – die Profite landen vielfach bei den Ölkonzernen.
Zukunftsfähige Landwirtschaft kann die hohe Flächenproduktivität aufrechterhalten oder sogar noch steigern, gleichzeitig aber auf ökosystemare Zusammenhänge setzen, was mit Agroforstsystemen, hier speziell Waldgartensystemen, möglich ist.