Zukunft: Waldgartensysteme als Transformationsmodell für Landwirtschaft der Zukunft

Zukunftsausblick

Das Konzept zeigt anhand des Waldgartenpilot Rehfelde (WPR), wie die fundiert erarbeiteten Schritte konkret umgesetzt werden können. Die Erfahrungen und Vorarbeiten im Waldgartenpilot dienen als Grundlage für dieses Konzept. Anhand dieser Erfahrungen kann ein detaillierter Ablauf für den Aufbau weiterer landwirtschaftlicher Waldgartensysteme erstellt werden.

Die wirtschaftliche Prognose für Waldgärten als landwirtschaftliche Methode ist gut. Die praktische Umsetzung des Konzeptes und der Aufbau geeigneter Absatzkanäle können in einem Pilotbetrieb erprobt werden. Die Planung der einzelnen Schritte muss betriebsspezifisch erfolgen, um ein gutes Systemdesign zu gewährleisten.

Diese Umsetzung benötigt einige Jahre Zeit. Eine Situation ohne wirtschaftlichen Druck kann am besten zeigen, wie die Konzeptansätze umgesetzt werden können. In dieser Zeit anfallende Einnahmen können den Förderbedarf direkt reduzieren. Je nach Systemdesign kann der Break-Even nach 2 bis 20 Jahren erreicht werden, und die Investitionen können danach zurückgezahlt werden.

Übertragung auf andere Betriebe

Die Übertragung des Waldgartenkonzepts auf andere Betriebe wurde anhand von Praxisbetrieben untersucht, die sich in der Nähe des Projektgeländes befinden. Diese Betriebe zeigten Interesse am Ansatz der Waldgartenwirtschaft, konnten sich jedoch keine komplette Umstellung vorstellen. Einige Teilbereiche, wie Obstbaumlebensgemeinschaften und Obstgehölzreihen wurden bereits integriert.

Die Planung, der Aufbau und der Betrieb von Waldgartensystemen (WGS) wurden konstruktiv und kritisch betrachtet, wobei viel Erfahrungswissen in das Konzept einfloss. Weitere Beispiele im Anhang zeigen, dass WGS nicht nur in Brandenburg, sondern bundesweit Interesse finden. Die Umsetzung in landwirtschaftlichen Betrieben ist vielfältig, anspruchsvoll und individuell zu gestalten.

Die Vorteile von Waldgartensystemen sind evident, und eine ökonomische Tragfähigkeit ist je nach Betriebsausformung möglich. Die gesellschaftliche Notwendigkeit für eine Transformation hin zu einer zukunftsfähigen Landbewirtschaftung ist angesichts der aktuellen Krisen dringend geboten.

Bundesweite Beispiele von Waldgarten und Nahrungswald

Waldgartensysteme existieren bundesweit. Hier einige Beispiele, die sich in unterschiedlichem Stadium der Umsetzung befinden.

Schauhof für Ökosystem-Landwirtschaft – Agrarbiotope Taubertal

Dieser Schauhof für Ökosystem-Landwirtschaft wurde von Jonas Gampe in seinem Vortrag beim Waldgartenkongress kurz vorgestellt. Der Hof legt großen Wert auf die Anwendung der Prinzipien der Permakultur. Das Hauptprodukt ist aktuell saisonales Gemüse, das in einem Marketgarden sowie auf einem Heubeet angebaut wird. Obst wird in vielfältigen Gehölzstrukturen erzeugt.    

Hier wurden Agroforstsysteme angelegt mit verschiedenen Obstbäumen, Nussbäumen und Beerensträuchern. Streuobstwiesen und ein Südfruchthang mit Früchten wie Feigen oder Indianerbananen. Eine Besonderheit stellt der Anbau von Austernseitlingen dar, dIe im Keller der Scheune in speziellen Growzelten gezüchtet werden. Zudem wurden Trüffelflächen angelegt, mit denen in 5 – 6 Jahren die erste Ernte hochpreisiger Früchte erzielt werden soll.

Weitere Infos finden sich auf: www.Agrarbiotope-Taubertal.de

HoLaWi

Die Holawi (Holistische Landwirtschaft) existiert auf 4 ha bei Lüneburg. Planung und Vorbereitung 2022, Pflanzung von 2.500 Gehölzen mit mehr als 70 Freiwilligen an 8 Tagen im Winter 2022/23; Betrieb seit 2023.     

Auf landwirtschaftlichen Flächen um Lüneburg sollen multifunktionale Ökosysteme entstehen. Eine Kombination aus Intensivgemüse, artenreicher Ökosystemstruktur, Schaugarten, Aufenthalts- und Eventflächen bietet die Grundlage für verschiedene Produkte und Dienstleistungen, welche regional vermarktet werden.             

Aber nachhaltige Landwirtschaft kann mehr: Mit mehrjährigen Kulturverbundsystemen aus Nüssen, Obst, Wildobst, Kräutern, Gemüse, einjährigen Feldfrüchten und Pilzen lassen sich um ein vielfaches höhere Erträge als bei den sonst üblichen einjährigen Monokulturen erwirtschaften. Zudem ist der benötigte Bewirtschaftungsaufwand geringer und die positiven Nebeneffekte immens (Grundwasseraufbau, Wasserreinigung, Humusaufbau, Klimamäßigung, hohe Biodiversität und Abmilderung regionaler Wetterextreme).

Darüber hinaus können in dieser Art landwirtschaftlicher Bewirtschaftung erholsame Aufenthaltsflächen, Bildungsangebote und kulturelle Angebote integriert werden.“

Quelle:  Website www.holawi.de ; 22.8.2024

Ziel des Projektes ist die Umsetzung möglichst artenreicher regenerativer Landwirtschaft mittels einer langjährigen Ökosystem-Grundstruktur aus Gehölzen, die Platz für dazwischenliegende Ackerflächen, Büsche und Naschbereiche sowie Marketgardenbeete bietet.             

Im Zentrum des Nahrungswaldes liegen S-N-ausgerichteten Baumreihen mit 13 m Abstand. Hecken und der Waldgarten/Pilzwald bilden Windschutz gegen West- und winterliche Ostwinde – und später Ertrag aus Obst, Pilzen und Holz für die Pilzkulturen. Im Norden der Fläche sind Sonnenfallen mit eher wärmeliebenden Pflanzen („Südfrüchte“ wie Weinreben, Kiwi, Aprikosen, Paw Paw, Kaki ). Mehrere Streifen sind biodiversitätsfördernd durch Hecken, Feucht- und Trockenbiotope aufgelockert und enthalten Sozialelemente (Sitzgruppen etc.).

Michelberger Farm

Der 1,5 ha große Nahrungswald im Spreewald, südöstlich von Berlin, liefert frische Zutaten für die Küchen des Restaurants Michelberger in Berlin und des lokalen Hotelbetriebs.
2019/20 als Syntropischer Agroforst umgesetzt, bietet das landwirtschaftliche Projekt einen beeindruckend lebendigen Eindruck wie artenreicher Nahrungswald aussehen kann. Etwa 6.500 Bäume und Sträucher sowie eine sehr ausgeprägte Kraut- und Bodendeckerschicht werden aktiv bewirtschaftet und können spezielle Wünsche der Gastronomie befriedigen.

Weitere Infos: michelberger.farm/waldgarten

Voedselbos Ketelbroek

Der Lebensmittelwald liegt in den Niederlanden nahe der deutschen Grenze. Er ist 2,4 ha groß und wurde 2009 auf einem Maisacker gestartet. Es wurden Hecken gepflanzt, die der Schönheit, der Artenvielfalt und dem Windschutz dienen. Viele Obstbäume (z. B. Pfirsich, Papaya, japanische Pflaumen, Kaki), Nüsse (Kastanie, Hasel, Walnuss, Herznuss, Hickory) und Sträucher (wie Stachelbeere, Nanking-Kirsche, sibirischer Torfbaum) bieten in Zukunft reiche Ernten. Dazwischen sind einige Freiflächen entstanden. Zwei davon sind zu kleinen Teichen geworden (mit lauten Fröschen) und eine wird als Schulgemüsegarten für die nahe gelegene Grundschule Op de Horst genutzt.

Landwirtschaftlicher Ertrag wird durch Verkauf an drei Hauptkunden (Gastronomie, Brauerei) erzielt. Laut Wouter van Eck war in 2020 das wirtschaftliche Ergebnis nur auf die Ernte bezogen bei 3500 €/ha bei einem Arbeitseinsatz von 208 Stunden. Zusätzlich entstanden Einnahmen aus Führungen, Seminaren usw..

Weitere Infos: www.facebook.com/foodforestketelbroek/

Nahrungswald Spelle

Als Solawi wird gemeinschaftlich gesundes Obst und Gemüse im Speller Moor angebaut. In 2023 gründeten 15 Menschen den Verein Nahrungswald Spelle e.V..

In 2022 wurden im ersten Schritt 407 Bäume auf ca. 2 Hektar gepflanzt, die 2024 wurde die Fläche auf 5 ha mit 600 Bäume in über 35 verschiedenen Gattungen erweitert. Die initial gepflanzten Bäume werden dann mit fruchttragenden Büschen unterpflanzt.   

Der Landwirt Johannes Hofrogge beschäftigt sich außerdem mit Schweinen und Hühnern, denen er ein möglichst natürliches Leben geben will. Das Projekt wurde als „Carbon-Farming-Modellbetrieb“ über das Maßnahmepaket Stadt.Land.ZUKUNFT in das Verbundprojekt KlimaFarming aufgenommen. Eine zusätzliche Finanzierung des Aufbaues des Nahrungswaldes erfolgt über Baumpatenschaften.

Weitere Infos finden sich auf:  www.Biohof-Spelle.de

Waldgartenverzeichnis

Über das online zugängliche Waldgartenverzeichnis sind weitere Projekte im deutschsprachigen Raum aufzufinden, die sich den Waldgartensystemen zurechnen. Die Einträge werden von den Projekten selbst gepflegt und vermitteln einen Eindruck der Vielfältigkeit möglicher Ansätze.

Zugang über : www.Waldgartenverzeichnis.de